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Die Rollbockbahn

Die Rollbockbahn

Hallo und Guten Abend,

obwohl ich schon mehrere Male über die MoBa-Trickkiste "gestolpert" bin, ist mir das Gleisplan-Forum hier bisher nicht aufgefallen. Dank Jürgen, der mich über das H0-Forum ansprach und Interesse an einigen meiner Gleispläne zeigte, möchte ich hier künftig an der Gleisplanerei teil haben und aktiv mitwirken.

Erst mal kurz einiges zu meiner Vorstellung. Ich bin der Micha, 47, beschäftige mich seit fast 40 Jahren mit der Modellbahn und bin beruflich bei der etwas größeren Eisenbahn unterwegs. Begonnen hat es 1971 zu Weihnachten mit einer TT-Tischbahn (ja wie sicher bei den Meisten). Obwohl ich viele Jahre dann keine Modelbahn mehr betreiben konnte, habe ich das Hobby Eisenbahn eifrig weiter betrieben. Ein Steckenpferd von mir ist u.A. das Sammeln von Vorbildgleisplänen und Erstellen von Modellbahngleisplänen. Besonders haben mir es kleine Anlagenentwürfe angetan, die auch noch einen Platz in einer Mietwohnung finden. Dabei bevorzuge ich auch gern die alte "Rechteckanlage".

Genug der Vorrede!

Hier ein Anlagenplan, den ich schon einmal H0-Forum vor wenigen Wochen vorstellte. Er gehört eigentlich (für meine Verhältnisse) schon zu den größeren Anlagen.

Im sächsischen Vogtland zweigte im Bahnhof Reichenbach (Vogtl.) unterer Bahnhof an der Strecke Reichenbach – Göltzschtalbrücke – Lengefeld die 1000 mm-spurige Schmalspurbahn nach Oberheinsdorf ab. Eröffnet 1902, stillgelegt 1962 (der Reiseverkehr endete aber schon 1957) war sie in erster Linie eine Bahn für den umfangreichen Güterverkehr im Heinsdorfer Grund. Dieser fand ausschließlich auf Rollböcken statt, was der Bahn auch den Namen „Rollbockbahn“ bescherte. Zum großen Teil nutzte die Bahn dabei die engen Straßen in der Stadt Reichenbach.

Heute erinnert nicht mehr sehr viel an diese kleine Bahn, auch die Regelspurstrecke Reichenbach – Lengefeld deren Besonderheit zwei Spitzkehrenbahnhöfe waren (einer davon direkt unter der weltberühmten Göltzschtalbrücke gelegen) ist heute Geschichte. Seit einigen Jahren versucht ein rühriger Verein in Reichenbach die Erinnerung an diese Strecke wach zu halten. So wird von ihm liebevoll die einzige noch vorhandene Lok der Rollbockbahn, eine sächsische Fairlie-Lok (99 162), gebaut von der sächs. Maschinenfabrik Chemnitz (Hartmann), betreut.

Mir kam die Idee die Rollbockbahn im Modell (und das wie in all meinen Plänen auf möglichst beschränktem Raum) umzusetzen. Dabei wollte ich mich trotz beschränkter Platzverhältnisse weitestgehend an die Vorbildsituation halten.

Vorbildbahnhof Reichenbach (Vogtl.) unterer Bahnhof mit Abzweig der Schmalspurbahn R´bach Altstadt (Sm) bzw. Hp. R´bach Reichsstraße (Rs)

http://www.abload.de/img/ruverkl.su6k.jpg

Als Maximalvorgabe hatte ich mir eine Anlagengröße von 4,0 m mal 1,0 m vorgegeben. Dargestellt wird der Spurwechselbahnhof Reichenbach (Vogtl.) unterer Bahnhof. Dieser wurde um einige wenige Gleise reduziert. Vom Bf Reichenbach bis zum Hp. Reichenbach-Altstadt verliefen beide Strecken in einem Dreischienengleis. Der Hp. Reichenbach-Altstadt besaß regelspurseitig einen kurzen Bahnsteig während die ab hier ausgefädelte Schmalspurbahn mitten auf der Straße hielt. Hier waren zwei Hauptsignale zum Schutz der Strecken installiert. Von hier ab führte unsere Schmalspurstrecke bis kurz vor Unterheinsdorf mitten auf der Straße um nach 5,4 km den Endbahnhof Oberheinsdorf zu erreichen.

Es gibt natürlich eine Reihe von Zugeständnissen an dieser Planung. Radius auf den beiden Schmalseiten ist 380 mm. Die Neigungen sind bei den kurzen eingesetzten Zügen noch „im grünen Bereich“. Beim Vorbild verschwindet die Regelspurstrecke nicht wie im Modell in einer Unterführung, sondern hinter Wohnhäusern „über die Hinterhöfe“. Auch liegen der Untere Bahnhof (auch wenn er hier oben liegt) und Oberheinsdorf nicht unmittelbar nebeneinander und werden nicht nur durch eine Stützmauer getrennt. Diese Mankos könnte eine liebevoll gestaltete Landschaftsgestaltung mit Darstellung vieler Details wieder gut machen. Es gibt durch den „Stadtbahncharakter“ natürlich eine Vielzahl von Gebäuden mit abwechslungsreichen Straßenszenen nachzubilden – der Abschluss der Anlage durch einen dicht bewaldeten Berghang strahlt aber sicher auch wieder etwas Ruhe aus. Dieser Berghang könnte so gestaltet sein, dass er nach oben hin offen ist und damit eine gute Erreichbarkeit des Schattenbahnhofes gegeben ist.

Die Vielzahl der beim Vorbild vorhanden schmalspurigen Industrieanschlüsse wurde hier mit zwei kleinen Anschlüssen angedeutet und nachgebildet. Auch beim Gleisplan Oberheinsdorf wurde versucht dem Vorbild nahe zu kommen.

Natürlich ist es sicher nicht von Vorteil, wenn gerade im vorderen Anlagenbereich diverse Gebäude stehen. Aber gerade das stellt das eigentliche Vorbild, die Enge in den Straßen dar. Der Schattenbahnhof (nicht mit dargestellt) könnte 4- bis 5-gleisig sein. So vielfältig war der Einsatz auf der Regelspurstrecke beim Vorbild nicht. Die Hauptlast im Verkehr trug seit der Epoche 2 die BR 91 3-18 mit GmP (mit 1 – 2 ex. sächsischen Personenwagen) wobei in den 30er Jahren auch VT 135 eingesetzt wurden. Erst einige Jahre nach Einstellung des Reiseverkehrs (ebenfalls seit 1957 – jedenfalls im SEV) kam die V60 10 (spätere BR 106) auf diese Strecke. Auf der Schmalspurstrecke waren ausschließlich die sächs 1M (99 161 bis 163) eingesetzt.

Hier nun der Plan:

http://www.abload.de/img/reichenbachvogtluntbf26f3.jpg

Viel ist dazu nicht mehr zu sagen. Einziges Bahnsteiggleis im unteren Bahnhof ist Gleis 1 – das Dreischienengleis. Sowohl auf Regelspurstrecke als auch auf der Schmalspurbahn waren selten mehr als ein Zug unterwegs. Kurz nach Ausfahrt aus dem Bahnhof zweigt ein auch beim Vorbild vorhandenes rein regelspuriges Anschlussgleis ab.

Geplant habe ich mit Tillig, aber auch andere Gleissysteme sollten sich auf der Fläche unterbringen lassen. So, nun hoffe ich, der Plan gefällt dem Einen oder Anderen oder bringt einfach Anregungen für die eigene Planung. Gern freue ich mich natürlich auf Hinweise, wo etwas zu verbessern ist oder etwas anders gemacht werden könnte.


VG Micha

Für alle denen die Rollbockbahn nicht so bekannt ist einige links:

Links zur Rollbockbahn:
http://de.wikipedia.org/wiki/Rollbockbahn
http://www.stillgelegt.de/rollbock/rollbock-1.htm
http://www.heinsdorfergrund-vogtland.de … bockverein
http://www.rollbockbahn.de/

Links zur Regelspurstrecke Reichenbach-Lengefeld:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bahnstreck … r%C3%BCcke
http://www.mec-site.de/lokales/lokales.htm

Link zum Fahrplan von 1939:
http://www.deutsches-kursbuch.de/1_247.htm

Buchlinks:
http://www.train24.de/p-Die-vogtl%E4ndi … db165167a0
http://www.ekshop.de/shop/article_00000 … 0000416%26
http://www.fhwe.de/index_publikationen.html (hier nach "De Rollbock" scrollen

Bearbeitet von: Nebenbahner aus Sachsen - 28.Aug.10 22:40:18

Viele Grüße vom Sachsen mit Wohnsitz in Berlin

Nebenbahner aus Sachsen
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Re: Die Rollbockbahn

Hallo Micha!
Ein herzliches Willkommen hier in diesem Forum von mir!
Eine tolle Vorstellung hast Du da gemacht. Wirst Du oder jemand anders Deinen vorgestellten Gleisplan auch in die Tat umsetzen?

Gruß
Manuel

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Re: Die Rollbockbahn

Hallo Manuel,

dankeschön für die Willkommengrüße.

Nein, der Plan ist nur so aus einer Laune heraus entstanden. Aber vielleicht gefällt der Plan und jemand nutzt ihn als Anregung.

Ich selber baue an einer kleinen Anlage mit der Mini-Größe 1,4 m x 1,1 m mit einem 2,0 m x 0,2 m großem Ansatzstück. Dargestellt wird dort ebenfalls ein sächsisches Motiv, ein kleiner regelspuriger Nebenbahnhof von dem aus ein kleines Straßenbahnnetz beginnt. Wegen dieses Planes sprach mich übrigens Jürgen an.

VG Micha

Viele Grüße vom Sachsen mit Wohnsitz in Berlin

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Re: Die Rollbockbahn

Hallo Micha,

auch von mir ein herzliches Willkommen im Gleisplan-Forum!

Mit deinem ersten Beitrag setzt du ja gleich ein bemerkenswertes Zeichen: von dir ist offensichtlich keine »Gleisplan-Hausmannskost« zu erwarten, sondern echte Leckerbissen!

Übergangsbahnhöfe von Regelspur auf Schmalspur sind ein spannendes, aber gleichwohl anspruchsvolles Thema. Wenn neben den Rollbockgruben zum Huckepacknehmen der Güterwaggons auch noch Dreischienengleise verbaut sind, ist das schon auch eine bauliche Herausforderung.
Für den Betrieb stelle ich mir diese Anlage ausgesprochen vielseitig und spannend vor: Betrieb auf der Regelspur, Abkoppeln von Güterwaggons, Verladung auf der Rollbockgrube, Betrieb auf der Rollbockbahn ... da hat man einiges zu tun.

Deine Planung ist für mich aber auch unter anderen Aspekten interessant: Wie wird aus einem realen Vorbild eine adäquate Modellbahnplanung?
Das fängt zunächst mit der Auswahl eines geeigneten Vorbilds an. Die Rollbockbahn stellt die 1-Meterspurverbindung vom Bahnhof Reichenbach zu den Industriebetrieben im Heinsdorfer Grund her und ist nur 5,4 km lang. So ist es durchaus glaubwürdig, wenn die Züge auf diese Nebenstrecke bereits nach kurzer Fahrstrecke ihr Ziel erreichen. Die Regelspurstrecke wird über einen Schattenbahnhof zu einer Acht geschlossen; auch hier kann man also vorbildgerechten Betrieb machen.
Da zeigst den realen Ausgangsplan des Bahnhofs und man kann nachvollziehen, wo du veränderst und behutsame Abstriche machst, um die Wirklichkeit ins Modell zu übersetzen. Erstaunlich finde ich, dass der Bahnhof bei dieser Übersetzung nicht nur seinen Charakter bewahrt, sondern nahezu ohne Abstriche erhalten bleibt.

Für die verplante Fläche ist aus dem Thema für mein Empfinden das Optimum herausgeholt. Die Schwächen des Entwurfs, die ich sehe, ließen sich vermutlich nur beheben, wenn man sich mehr Platz gönnt ... z.B. am rechten Anlagenende noch einen L-Schenkel nach unten abknicken ließe: Ich sehe zwar die Höhenstaffelung zwischen Bahnhof und Rollbahnstrecke im Vordergrund. Dennoch ist das natürlich arg nah beieinander.

Was für Möglichkeiten könnte man noch in Erwägung ziehen, wenn man strikt bei der verplanten Fläche bleibt? Vielleicht würde man ein bisschen mehr Luft bekommen, wenn man dem Bahnhof Ladestraße und Rampe wegnimmt (mir ist klar, dass man sich damit weiter vom Vorbild entfernt). Eventuell könnte man auch den Radius links noch ein wenig entschärfen, wenn der Bahnhof – wie beim Vorbild – in eine leichte Kurve gelegt wird und man damit oben links weiter in die Ecke hineinkommt. Wenn das Fabrikgebäude oben links als Halbrelief an die Anlagen-Rückkante rutscht, verliert man an dieser Stelle nichts.


P.S. ergänzt:
Mit dem gleichen Thema (Regelspur-Schmalspur Sachsen) gibt es ein sehr schönes fertig gebautes Beispiel, das im Stummi-Forum ausführlich dokumentiert ist. Die Gesamtfläche ist identisch, aber anders proportioniert 3 x 1,30 Meter. Es wird hier allerdings nur der Bahnhof und daneben keine Gleisanschlüsse mehr dargestellt; der Bahnhof hat nur sehr kurze Nutzgleislängen. Isofern ist das Anlagenkonzept nur bedingt mit dem von Micha vergleichbar. Die großzügige Wirkung wird "erkauft" durch den Verzicht auf Gleisanschlüsse und schränkt den Modellbahnbetrieb gegenüber Michas Konzept ein.

Bearbeitet von: jaffa - 30.Aug.10 09:47:44
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Re: Die Rollbockbahn

Hallo Jürgen,

auch an dich ein großes Dankeschön für den Willkommensgruß! Du beschämst mich fast mit deinem Lob. Und was "Gleisplan-Hausmannskost" ist - keine Ahnung. Ich koche nebenbei gerade für meine Kids (Frau hat Spätschicht) Wurstgulasch mit Makkaroni - das nenn ich echte Hausmannskost!!! current/lachlach

Genug gelacht!
Wie du schon richtig darstellst hat der Plan natürlich auch seine Schwächen. Mit mehr Platz ließe sich das Thema sicher noch viel mehr ausreitzen.

Die 380er Radien sind sicher noch das Schlechteste. Die Idee mit dem Verlegen des Bahnhofes in ein leichte Kurve ist sicher realisierbar. Man wird einige cm an Bahnhofsgleislänge einbüssen und auch die Schmalspurstrecke wird bei größerem Radius um einige cm kürzer.

Eine weitere Alternative wäre die Schmalspurstrecke ab der Ausfädelung der Regelspur weiter ab zu senken. Dann hätte man noch das Argument, das beim Vorbild wegen der bestehenden Höhendifferenz die Schmalspubahn errichtet wurde (dann natürlich ohne Reiseverkehr z.B. wie Forst oder Spremberg).

Ja, wie du schon schreibst, auf der zur Verfügung stehenden Fläche ist sicher nicht mehr viel Optimierung möglich. Eine weitere Reduzierung der Bahnhofsgleise (z.B. Ladestraße) würde sicher eine deutliche Entfernung vom Vorbildgleisplan zur Folge haben.

VG Micha

Viele Grüße vom Sachsen mit Wohnsitz in Berlin

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Re: Die Rollbockbahn

Das ist wirklich ein toller Gleisplan, Respekt! Es ist oft schwer, wenn man den Gleisplan eines Vorbildbahnhofs nachbauen möchte, ich bin daran schon einige Male an den unterschiedlichsten Problemen gescheitert. Wenn ich dann endlich meine neue Wohnung ohne Provision im Grünen eingerichtet und bezogen habe, werde ich wieder Zeit fürs Bauen finden. Werde mir hier im Forum noch einige Anregungen holen und dann auch mal mit einem Plan starten.

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