Guten Abend allerseits
Als 'Eintrittspreis' für das Gleisplan-Forum möchte ich einen kleinen Gleisplan vorstellen, der schon seit langem in meinem Skizzenbuch schlummert. Entstanden ist er vor ca. vier Jahren in einem eher langweiligen Militärdienst (ich komme aus der Schweiz, wo man jedes Jahr für zwei bis drei Wochen die Uniform fassen darf und so seinen Militärdienst Stück für Stück leistet).
Die Idee
Eine Anlage auf 2.0 x 1.0 Meter ist in H0 schwierig zu realisieren, besonders wenn man sie über mehrere Ebenen hinweg plant. Die Mindesthöhe des Lichtraumprofiles beträgt für nicht elektrifizierte Strecken 59 mm, von der Oberkante der Schiene gemessen. In H0m beträgt das LRP für elektrifizierte Strecken 65 mm, also nur 6 mm mehr - und Steigungen von 35 Promille sind bei den RhB keine Seltenheit (z.B. Albula-Linie). Darum wollte ich mich einmal an einer 'Gebirgsbahn' auf 2 m2 versuchen.
Das Konzept
Stragogn ist der Endbahnhof eine fiktiven Stichbahn der RhB. Zugegeben: es gibt genügend Täler im Kanton Graubünden, die keinen Anschluss an das Netz der Rhätischen Bahn haben (z.B. Vals bzw. das Val Lumnezia, das Val Schons Richtung Splügen/San Bernardino oder auch das Val Mustair südlich des Unterengadins) - wer möchte, kann natürlich auch einen exisiterenden Ort nehmen.
Der Endbahnhof verfügt über zwei Hauptgleise (Gl. 2 und 3) sowie umfangreiche Abstellmöglichkeiten. Gl. 1 ist Verkehrsgleis und als solches ins Planum der Bahnsteiges für Gl. 2 eingelassen - hier können nur Rangierfahrten verkehren. Dieses Vorgehen ist typisch für Schweizer Landbahnhöfe! Das daran angeschlossene Gl. 11 dient sowohl als Güterschuppen-, als auch als Freiladegleis an der Ladestrasse. Gl. 21 ist Ausziehgleis zum Umsetzen der Lok, Gl. 31 und 41 sind Abstellgleise für Personen- oder Güterwagen. Gl. 12 könnte z.B. als Abstellgleis für den Stationstraktor (Rangierlokomotive) dienen, während Gl. 42 und 52 zum Lokschuppen führen.
Nach der Ausfahrt aus dem Endbahnhof führt die Strecke mit einem Gefälle von 35 Promille in einem Rechtsbogen über einen Fluss und dann in einen Tunnel. Nach diesem Tunnel wird das Tobel des Flusses, der zwischen den beiden Brücken ein starkes Gefälle aufweist. Grund für den Höhenunterschied des Gewässers ist die nun folgende unterirdische Unterquerung der ersten Brücke und damit auch des Flusses. Anschliessend führt die Strecke unter dem Viadukt hindurch dem Fluss entlang zum letzten Tunnelportal, wo die Strecke erneut verschwindet und dann den Schattenbahnhof in Form einer Kehrschleife oder einer grossen Schiebebühne als Fiddle Yard erreicht (mein Favorit).
Die Ansichten
Noch bin ich ein Neuling mit Wintrack, darum ist die Visualisierung auch nicht das Gelbe vom Ei. Es fehlen noch viele Details und es gäbe sicher einiges zu optimieren - aber die Idee lässt sich erkennen.
Mit Hilfe der 3D-Ansicht konnte ich nun auch überprüfen, ob der Streckenverlauf mit den benötigten Abständen zwischen den Gleisen funktioniert:
Die Optionen
Beim Zeichnen auf Papier schien mir der Bahnhof gerade gross genug. Nun bin ich nicht mehr ganz so sicher, ob der Bahnhof wirklich so gross sein müsse. Das vierte Gleis weglassen und auch auf den Lokschuppen verzichten würde bedeuten, dass das Gefälle zum Fluss hinunter bahnhofseitig nicht mehr so gross sein müsste und damit die eingeschränkte Sicht verbessert würde (diese muss auf jeden Fall beachtet werden, die Anlage sollte w.m. nicht zu hoch gebaut werden, damit der Betrachter auch von vorne (Bahnhofseite) ins Tobel sehen kann.
PS: BEMO hat als Neuheit den Fliegenden Rhätier (Triebwagen, Mittelwagen und Steuerwagen) vorgestellt, der im Pendelbetrieb auf das Umsetzen der Lok verzichten könnte und für eine Nebenlinie sicher passender wäre.
liebe Grüsse, Mark
http://www.gleisplan.ch
Ein sehr schöner Plan!
Der müsste doch eigentlich auch in "gewöhnlichem" H0 funktionieren... Immerhin hat die SOB beinahe auf dem gesamten Netz 50 o/oo, und die Üetlibergbahn* hat sogar bis zu 78 o/oo - da hat sogar die Modellbahn Mühe.
*) für Nicht-Ortskundige: Wir reden selbstverständlich von reinen Adhäsionsbahnen!
Der Knackpunkt aus meiner Sicht sind eher die Gleislängen im Bahnhof. Und kannst du zu den Radien ein paar Angaben machen?
Felix
Alles sollte so einfach wie möglich sein - aber nicht einfacher.
Grüezi Felix
Danke!
Natürlich liesse sich das auch in H0 realisieren - allerdings sind die Radien mit rmin = 350 mm eher knapp bemessen. Ich wollte in der Tiefe den Meter nicht ganz ausnutzen, damit am hinteren Rand noch Platz für den Hang Richtung Piz ..... Platz bleibt.
Die Gleislängen lassen keine grossen Sprünge zu, das ist in der Tat eine Einschränkung. Aber vielleicht lässt sich die Anlage ja in den 50er Jahren bauen, mit einer Ge 2/4 und drei Zweiachser... und wenn mal mehr am Haken ist, macht die Ge 4/4 I einen Ausflug hierher. Und sonst verlängert man die Anlage rechts um ein paar Dezimeter - die Lage des Streckengleises hinter dem Fluss müsste das zulassen.
liebe Grüsse, Mark
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Willkommen im Forum Mark!
Und in der Tat: das ist ein toller Einstand. Bei dem RhB-Motiv sind die engen Radien und die verschlungene Streckenführung absolut glaubwürdig. In dem Fall denke ich auch, dass ein Fiddleyard an der Vorderkante stimmiger ist.
Es gibt einen kleinen Wermuthstropfen für mich: Dadurch, dass sich der auf der Höhe gelegene Endbahnhof an der Anlagenvorderkante befindet, fällt die Streckenführung nach hinten ab – also vom Betrachter fort. Auch wenn du die Landschaft hinter dem Flusstal wieder steil ansteigen lässt, so bleibt es doch für Bahnstrecke dabei: gerade der untere geschwungene Streckenabschnitt der ein Stück parallel zum Fluss verläuft ist schon arg weit "im Tal versenkt".
Wären bei einer gleichermaßen reizvollen Streckenführung auch Varianten denkbar, bei der man die Anlage im Prinzip um 180 Grad dreht? Dabei müsste natürlich der Grabbelbahnhof dennoch an der Vorderseite liegen ... oder wäre das dann die Entscheidung für eine Wendeschleife? ... oder bin ich der Einzige, den die Bahn im Taleinschnitt opitsch irritiert?
Gruß --- Jürgen . . . Mein aktuelles Projekt: Innerstetalbahn, Ep. 2, Spur N
Wenn man die Anlage nach hinten spiegelt, ist das Problem mit der Landschaft gelöst. Und wenn man nun den Bahnhof nach rechts ums Eck zieht, werden auch die Gleislängen vernünftig. Es entsteht ein "L" mit einem kleinen Schenkel (ca. 50x80cm).
Felix
Alles sollte so einfach wie möglich sein - aber nicht einfacher.
Umdrehen ist m.E. nicht so einfach, wie das scheint. Die Anlage ist so konzipiert, dass die relativ betriebssicheren Streckengleise auf der hinteren Seite liegen, während der eher risikobehaftete Bahnhof vorne liegt. Drehte man die Anlage, so wären diese Gleise genau auf der 'falschen' Seite.
Das Gefälle nach hinten ist mir durchaus bewusst - aber im Anlagenprinzip 'verankert'. Ich stelle mir aber eine Aufstellung vor, wo auch von rechts der Blick auf das Tal frei gegeben ist. So hat man zwei Perspektiven: von vorne ist der Bahnhof im Mittelpunkt, von rechts das Tal. Ist ein Zug losgefahren, kann man sich seine Fahrt von rechts betrachten, fürs Rangieren wechselt man wieder nach vorne. Sicher nicht das gelbe vom Ei, aber immerhin
liebe Grüsse, Mark
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Fahrdienstleiter schrieb:
Umdrehen ist m.E. nicht so einfach, wie das scheint
Einspruch Euer Ehren! Umdrehen geht durchaus. Ich habe die gleiche Idee mal für Spur N umgezeichnet; deshalb und wegen des neuen Maßes in einen eigenen Thread gestellt: Point-to-Point im Gebirge.
Etwas anderes ist es für mich, wenn du dich bewusst für diese ungewöhnliche Anordnung und den von dir beschriebenen reizvollen Perspektivwechsel entscheidest. Es ist ja durchaus so, dass ich diesem Reit des Ungewöhnlichen ein Stück weit folgen kann und die Topografie der Anlage mit dem schroffen Flusstal und den dahinter steil ansteigenden Bergen und einer entsprechenden Kulisse als Abschluss ist ja in der Tat reizvoll.
Für die, die eher den "Klassiker" wollen: von vorne nach hinten ansteigendes Gelände ist meine Interpretation deines Planes vielleicht eine Alternativ. Da dieser Plan in N auch nur eine Tiefe von 65 cm hat, stellt sich auch nicht mehr die Frage nach der Griffentfernung des Bahnhofs.
Gruß --- Jürgen . . . Mein aktuelles Projekt: Innerstetalbahn, Ep. 2, Spur N
Natürlich 'kann' man, aber man 'sollte' nicht. Ich habe mir diese Fragen bereits bei den ersten Skizzen vor vier Jahren gemacht, ich habe mir hin und wieder sogar meine Gedanken zu den Bleistift-Ideen geschrieben...
Gerade wenn man auch noch eine Fahrleitung zieht - was m.E. bei den RhB unverzichtbar ist (nur in meiner Visu noch fehlt, weil ich mich da bei Wintrack erst noch ein wenig einarbeiten muss) - ist ein Eingriff auf diese Distanz vermutlich eher schwierig zu realisiern.
Darum bewusst diese Anordnung, deren Abschluss in Form des Gegenhanges m.E. sehr gut passt. Aber das ist ja schliesslich alles Geschmacksache - zum Glück.
liebe Grüsse, Mark
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Ich habe jetzt mal versucht, den Plan zu spiegeln und auf H0 "umzubauen", unter Hinzunahme eines kleinen L-Schenkels (siehe Bild). Näheres im separaten Thread: Klick
Felix
Alles sollte so einfach wie möglich sein - aber nicht einfacher.