Muss jeder jeden Fehler selbst machen, ... oder kann man auch ein paar Stufen überspringen? Diese Seite will helfen, Frust zu vermeiden und schneller zu einem ausgereiften Anlagenkonzept zu kommen. Und es sollen Anregungen gegeben werden, wie man eine Anlage konzipieren und bauen kann, die bei allen notwendigen Kompromissen nah am Vorbild bleibt. Nebenbei: ich habe bei meiner ersten Anlage alle denkbaren Fehler gemacht, obwohl ich dachte gut geplant zu haben ... auch mein zweiter Anlauf ist inzwischen wie die erste Anlage "eingestampft". Bei meinen aktuellen Projekten bin ich sicher, dass sie auf Dauer Bestand haben werden. Für alle Aspekte gilt: da wo andere vor mit kluge Gedanken formuliert und dokumentiert haben, beschränke ich mich auf kurze Verweise und auf Links. |
Neue Zeitschrift seit Sommer 2021:
Anlagen Design Journal – die ultimative Zeitschrift für Anlagen-Konzeption, -Planung und -Gestaltung – keine Konkurrenz zu den etablierten »großen« Zeitschriften, sondern die Ergänzung für den Bereich, den die anderen vernachlässigen. Herausgegeben von OOK erscheint die Zeitschrift mit ca. 4 Ausgaben pro Jahr. Abo für 3 Hefte in D nur 30 € hier bestellen |
Auf dieser ersten Seite werden grundlegende Fragen gestellt und Planungs-Überlegungen angerissen ...
auf den Folgeseiten geht es dann weiter mit
Irgendwie träumt jeder Modellbahner von der ultimativen Anlage. Und gleichzeitig ahnt man, dass es pragmatische Kompromisse wird geben müssen: verfügbarer Platz, realistische Einschätzung der Finanzen ... und dann die Frage: wieviel Arbeitszeit kann ich investieren? ... und nicht zuletzt die biografische Situation: habe ich bereits meine "Endstation" in den eigenen vier Wänden? ... wohne ich in einer Mietwohnung? Muss ich ggf. irgendwann mit einem Umzug rechnen? Sind berufliche Entwicklungen denkbar, die mit einem Ortswechsel verbunden sein könnten? Wer nur eine der letzten drei Fragen mit jein beantwortet, ist klug beraten, zumindest in Segmenten (2.) zu planen und zu bauen. Wer sich komplett auf die sichere Seite begeben will, sollte über den Bau von Modulen (1.) oder eine Kombination von A und B nachdenken. Ein exzellentes Planungsbeispiel für eine modular aufgebaute, "mitwachsende" Anlage hat Mark Stutz im Stummi-Forum vorgestellt (siehe rechts). Der Endbahnhof als Ausgangssegment hat in H0e die Maße 1,60 x 0,60 Meter. |
"Im Mittelpunkt des ersten Teils dieser Anlage steht ein kleiner Endbahnhof einer 750mm-Schmalspurbahn im Südwesten Deutschlands. Die Gleisanlagen sind nicht üppig, ermöglichen aber durch die verschiedenen Ladestellen genügend Rangierverkehr. Außerhalb der dargestellen Anlage werde ich zu Beginn mit einem Ausziehgleis auf einem provisorisch befestigten Brett Betrieb machen, später soll dann ein definitiver Streckenanbau und daran anschliessend ein Fiddle Yard mit Schiebebühne angebaut werden. Eine Idee, wie die Anlage später ausgebaut werden könnte, ist (siehe oben) angedacht." |
Kurze Begriffserklärung: 1. Module sind Anlagenteile mit einer "genormten" Schnittstelle, idealerweise eine Schnittstelle, die auch andere Modellbahner verwenden. Das ist auch im privaten Bereich nützlich, weil man die Zusammenstellung der Anlage ändern kann oder weitere/andere Module dazwischenbauen kann. 2. Segmente sind Übergänge zwischen Anlagenteilen, die keiner Norm und Festlegung folgen. Dadurch ist es möglich einen Bahnhof z.B. auf vier Segmenten aufzubauen ... um dann am letzten Segment eine Modulschnittstelle vorzusehen. |
Die Risiken: Überschätzung der eigenen Energie und des Durchhaltevermögens, Unterschätzung des Aufwandes, des Zeitbedarfs und der Kosten. Viele solcher "Bauruinen" enden im Abriss, lange bevor sie halbwegs vorzeigbar sind.
Da kann die Anlage mitwachsen und sich ändern (Menschen und Wünsche ändern sich auch!). Das wird nie langweilig, man kann neue Erkenntnisse und neues Knowhow in immer anspruchsvollere Modellabschnitte einbeziehen. Und man erleidet andererseits keinen Frust, weil man sich nicht mit einem Mammutprojekt überfordert hat. Ergänzend zu diesem Plädoyer im Folgenden noch einmal eine Übersicht über mögliche Ausgangsbedingungen.
Es gibt für solche Kriterien keine absolute »Wahrheit«; es kann im Einzelfall gute Gründe geben, davon abzuweichen ... wer sich daran orientiert, befindet sich in jedem Fall auf der sicheren Seite. Das Gleiche gilt für die nachfolgende Tabelle, die eine Relation herstellt zwischen verfügbarer Länge, gewünschten Anlagenmotiven und der Spurweite:
Eine ähnliche Matrix gibt es in dem Band 2 der Alba-Modellbahn-Praxis »Modellbahn - Anlagenplanung« (ein insgesamt hilfreiches und empfehlenswertes Buch!). Die Abstufung der Anlagenmotive ist dort anders gewählt und auch der Längenbedarf wird dort teilweise noch etwas knapper definiert. Mir scheinen die hier genannten Werten inzwischen für vorbildgerechtes Planen schon zu knapp bemesssen.
Wer bei ersten Planungsüberlegungen für den Modellbahnbau an die Hand genommen werden will, der findet bei Felix Geering einen prima Leitfaden für die ersten konzeptionellen Schritte und welche Fragen man sich dabei stellen und beantworten sollte (Abb. rechts: Anlagen-Skizze von Felix' Website). Felix hangelt sich an folgenden Fragen bzw. Stichworten entlang:
... und gibt zu jeder Frage Hinweise und Beispiele, an denen man die eigenen Vorstellungen prüfen kann.
Sein sehr persönlicher Erfahrungsbericht "Vom Kreisverkehr zum Betriebserlebnis" ist eine weitere exzellente Grundlage, um sich in die Planung einer Modellbahn hineinzudenken.
In diesem Sinne kompetente Hinweise liefert auch Otto Kurbjuweit (z.B. im MAPUD-Forum oder seit 2021 auch in der Zeitschrift Anlagen Design Journal) mit seinen Kriterien für eine gute Anlage. Und auch die dann folgende Schritt-für-Schritt-Beschreibung von Gleisplankonzepten Vom Oval zur linearen Anlage (Bild links) ist dort wie auch die weiteren Kapitel hilfreich und lesenswert. Und wer späteren "Zoff" vermeiden will, sollte auch die dort empfohlenen Entscheidungskriterien einbeziehen:
Sein gebündeltes Anlagen-Planungs-Wissen hat OOK in dem »Blauen Buch« Anlagen-Planung für vorbildgerechten Modellbahn-Betrieb niedergelegt, das als Printausgabe zwar schon lange vergriffen ist, aber nach wie vor im VG-Bahn-Shop als eBook zu bekommen ist.
Ein übersichtliches Kompendium in Sachen Anlagenplanung gibt es vom H0-Modellbahnforum als Download-Datei: Das Gleisplan FAQ; Auf 34 Seiten werden folgende Themen abgehandelt
Maßgeblich beteiligt an der Entwicklung des Gleisplan FAQ war auch Mark Stutz, der auf seiner Website www.gleisplan.ch eine feine und inspirierende Auswahl von Gleisplänen präsentiert, die er alle selbst entwickelt hat.
Das Besondere an seiner Sammlung für die Spuren N, H0e/m, H0 und 0 ist die Strukturierung nach unterschiedlichen Kriterien: die Verzeichnisse erlauben eine Auswahl nach Anlagenformen, nach Bahnhofstypen und nach Gleissystemen. Anlagen nach konkreten Vorbildern sind ebenfalls gekennzeichnet.
Abgesehen davon, dass die Gleispläne von Mark eine unverwechselbare gestalterische Handschrift zeigen, zeichnen sie sich insbesondere durch ihre Professionalität aus; man merkt allen Gleisplänen an, dass da jemand plant, der was von der »richtigen Bahn« versteht. Mark ist auch in verschiedenen Foren aktiv, in denen Gleisplanthemen diskutiert werden und lässt andere an seinem Erfahrungshintergrund teilhaben.
Zusammen mit Carsten Eisfeld und Felix Geering habe ich im Forum 1zu160.net einige Essentials ausdiskutiert, die in 9 Gebote für eine gute Anlagenplanung eingemündet sind:
Drei Gebote für eine sinnvolle Modellbahn
1. Du sollst die Reihenfolge einhalten: Zuerst Idee (Kopf), dann Entwurf (Papier), erst zum Schluss Planung (Papier, Computer oder Schachteln voller Gleise)!
2. Du sollst dich in Betriebsabläufe hineindenken: Sie geben dir Rückschlüsse für den Gleisplan!
3. Du sollst den Sinn jeden Gleises, jeder Weiche überdenken: Gleise ohne erkennbare Begründung weglassen!
Drei Gebote für eine zuverlässige Modellbahn
4. Du sollst schlanke Weichen mit höchstens 15 Grad Abzweigwinkel verwenden!
5. Du sollst bei Gegenbögen die Zwischengerade einplanen!
6. Du sollst Kurvenradien möglichst grösser als 200 mm (Spur N) verwenden!
Drei Gebote für eine harmonisch wirkende Modellbahn
7. Du sollst bedenken: zuerst war die Landschaft, dann kam die Eisenbahn!
8. Du sollst deine Anlage realitätsnah gestalten: nicht mit Gleisen zupflastern!
9. Du sollst auf sanft geschwungene Gleise achten: Lange Geraden vermeiden!
... oder weiter mit ... planen (1): Gleispläne